Veranstaltung: | Kreiswahlprogramm 2021 Waldeck-Frankenberg |
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Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 11.01.2021) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 15.01.2021, 12:33 |
A6: Nachhaltige Landwirtschaft in Waldeck-Frankenberg
Text
Wir Grüne setzen uns für eine bäuerliche und vielfältige Landwirtschaft ein, die
im Einklang mit Natur und Umwelt wirtschaftet. Für eine Landwirtschaft, die
Tiere nicht artgerecht und unter massivem Einsatz von Antibiotika in Megaställen
hält, die mit Futter aus Südamerika mästet, das auf ehemaligen Tropenwaldflächen
mit viel Gentechnik und Pestiziden angebaut wird, sie Säue/Sauen in engen
Kastenständen über Monate einpfercht und übermäßige Güllemengen erzeugt, sehen
wir hingegen keine Zukunft. Wir unterstützen deshalb den Umstieg auf eine
ökologische Landwirtschaft, die Böden und Grundwasser schont und mit der Natur
pfleglich umgeht und den Bauern eine langfristig sichere Perspektive bietet.
Auch die konventionell arbeitenden Landwirten wollen wir unterstützen,
umweltfreundlich zu arbeiten und regionale Strukturen zu schaffen.
Wir wollen eine Landwirtschaftspolitik, welche den Landwirten hilft, einen
fairen Preis für ihre Produkte zu erhalten und die Wertschöpfung in der Region
erhöht. Dafür sind die Verarbeitungsmöglichkeiten zu verbessern und zu erhalten.
Beispielhaft steht dafür der Erfolg der Upländer Bauernmolkerei. Waldeck –
Frankenberg braucht eine dauerhafte eigenständige Schlachtstätte, einerseits um
die lokalen Viehhalter zu unterstützen, andererseits zur Förderung der
handwerklichen Metzger und zur Gestaltung regionaler Vertriebswege für
qualitativ hochwertige Fleisch- und Wurstwaren aus Waldeck-Frankenberg.
Wir wollen Maßnahmen zur Direktvermarktung fördern, um so den Landwirten eine
zusätzliche Einkommensquelle zu ermöglichen. Eine weitere Möglichkeit bietet die
„Solidarische Landwirtschaft“, bei der Landwirte mit Verbrauchern eine feste
Partnerschaft bilden.
Beim Catering von Schulen, Kitas, Krankenhäusern und Kantinen sollte ein
steigender Mindestanteil von ökologisch bzw. regional erzeugten Lebensmitteln
zum Einsatz kommen. Andere Regionen machen es vor, wie engagierte Gastronominnen
und Gastronomen gezielt Gerichte mit frischen, regional erzeugten Zutaten
erfolgreich anbieten und so zum Erhalt einer attraktiven Kulturlandschaft
beitragen.
Der Anteil des Biolandbaus liegt aktuell mit 12,6 Prozent unter dem
Landesdurchschnitt und sollte durch fachlich aufgeschlossene Beratung und Hilfen
bei der Umstellung gesteigert werden. Auch das Domanium mit seinen zahlreichen
Landwirtschaftsflächen sollte aktiv darauf hinwirken, die ökologisch
bewirtschaftete Flächen zu steigern
.
Mit Sorge sehen wir immer mehr Gülleeinfuhren aus den Zentren der
Massentierhaltung im Nordwesten Deutschlands und der Niederlande. Hessenweit ist
Waldeck-Frankenberg Gülleimport-Landkreis Nummer 1! Und das, obwohl weite Teile
als „Rote Gebiete“ mit hoher Nitratbelastung des Grundwassers eingestuft sind.
An der politischen Arbeit zur Verhinderung neuer Anlagen der industriellen
Geflügelmast haben wir uns gerne beteiligt und werden dies auch in Zukunft tun.
Den noch vorhandenen Grünlandanteil mit Wiesen und Weiden gilt es unbedingt zu
erhalten und wieder anzuheben. Beim Umbruch von Grünlandflächen leidet die
Artenvielfalt, die Gewässer werden stärker belastet und klimaschädliche Gase in
erheblichem Umfang freigesetzt. Betriebe mit tiergerechter Weidehaltung wollen
wir beim Herdenschutz unterstützen, beispielsweise beim Bau sicherer Weidezäune.
Zum Schutz unserer Insekten, Bodentiere, des Wassers und des Waldes sollen auf
kreiseigenen Flächen keine Ackergifte ausgebracht werden. Sie sollen nicht für
Importe von Gülle oder Gärresten verwandt werden.
Der Landschaftspflegeverband soll zu einem Partnernetzwerk und Dialogforum
zwischen Landwirtschaft und Naturschutz gestärkt werden und noch intensiver bei
der Umsetzung von Projekten tätig werden.
Straßen- und Wegeseitenränder sowie unbefestigte Wirtschaftswege haben eine
wichtige Vernetzungsfunktion. Sie können ein wertvoller Lebensraum
beispielsweise von Insekten und Pflanzen, sein, die in einem intensiv
bewirtschaftenden Umfeld kaum noch überleben können. Dazu wollen wir das
Zurückschneiden von Gehölzen und Gräsern an die natürlichen Zyklen anpassen und
auf das Notwendige reduzieren. Der illegale Umbruch von Teilen der öffentlichen
Wegeparzellen oder gar der komplette Umbruch von Wiesenwegen ist nicht
akzeptabel. Wir wollen verhindern, dass solche Flächen auch noch die Förderung
von EU-Prämien bekommen, und in Zusammenarbeit mit der Naturschutzbehörde die
Beachtung der Flurgrenzen im Auge behalten.
Wir wollen, dass der Landkreis eine gentechnikfreie Region bleibt. Auf
kreiseigenen Flächen ist der Einsatz gentechnisch veränderter Organismen
ausgeschlossen.
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