Veranstaltung: | Kreiswahlprogramm 2021 Waldeck-Frankenberg |
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Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 11.01.2021) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 15.01.2021, 12:35 |
A7: Bauen, Verkehr und Tourismus
Text
Bauen
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg ist Eigentümer vieler Gebäude. Um unserer
Verantwortung im Klimaschutz gerecht zu werden, wollen wir schaffen, dass dieser
Gebäudebestand bis 2035 klimaneutral wird. Bei eigenen Baumaßnahmen soll der
Landkreis in Zukunft auf eine effiziente und ressourcenschonende Bauweise
achten, z.B. durch die Verwendung recycelter Baustoffe (Urban Mining).
Außerdem sollen Neubauten und wesentliche Anbauten bei Gebäuden des Landkreises
in Holzbauweise errichtet werden. Vorteile gegenüber dem konventionellen
Massivbau sind eine inzwischen ausgereifte Technik mit schnellen Bauzeiten,
guter Recyclingfähigkeit, einem gesunden Raumklima und einer Kohlenstoffbindung
über die Nutzungszeit, also ein aktiver Beitrag für den Klimaschutz, da sie
quasi eine „CO2-Senke“ darstellen.
Neue Gebäude des Landkreises sollen mindestens Passivhaus-Standard erreichen.
Wenn möglich wird eine Ausführung als Plusenergiehaus angestrebt. Wir werden das
Energiemanagement des Landkreises weiter verstärken und ein Konzept erarbeiten,
wie der Gebäudebestand des Landkreises bis 2035 CO2-neutral werden kann. In neu
zu errichtende Heizungsanlagen soll nicht mehr auf fossile Energieträger gesetzt
werden.
Die Dachflächen kreiseigener Gebäude sollen weitgehend mit Photovoltaik oder
Solarthermie belegt werden. Dies kann durch den Kreis selber, EWF/VEW oder
Dritte, insbesondere Bürgerzusammenschlüsse erfolgen. Unser grüner Antrag
„Sonnenstrom für unsere Schulen“ ist konsequent umzusetzen.
Artenschutz an Gebäuden ist verstärkt zu beachten, um Falken, Mauerseglern oder
Schwalben eine Heimat zu bieten. An Fensterfronten ist durch geeignete Maßnahmen
das Kollisionsrisiko für Singvögel zu minimieren. Außenbeleuchtungen sollen
insektenfreundlich gestaltet sein und nicht zur „Lichtverschmutzung“ beitragen.
Licht soll gezielt nur dahin strahlen, wo es hin soll und gebraucht wird.
Außerdem ist der Landkreis als untere Bauaufsicht verantwortlich für die
Bearbeitung vieler wichtiger Themen vor Ort:
Wir wollen, dass Bauanträge im Landkreis in Zukunft schneller und
unbürokratischer bearbeitet werden. Die digitale Antragsstellung und -
bearbeitung muss für die Bürgerinnen und Bürger so schnell wie möglich
ermöglicht werden.
Wir werden die Beratung und die Öffentlichkeitsarbeit für die Programme der
Wohnraumförderung ausbauen und verstärken. So können mehr Menschen die
Möglichkeiten der Förderung von selbstgenutztem Wohneigentum, der Modernisierung
von Mietwohnraum und des behindertengerechten Umbaus von selbstgenutztem
Wohneigentum in Anspruch nehmen.
VERKEHR
Neu anzuschaffende Autos für die Kreisverwaltung sind zukünftig als Fahrzeuge
mit reinem Elektroantrieb zu wählen. An den Verwaltungsstandorten sind
Ladestationen, auch für die Nutzung durch Dritte, zu installieren.
Die Bahnlinien im Landkreis haben für uns Grüne einen besonders hohen
Stellenwert. Das sehr gut angenommene Angebot ist weiter auszubauen. Um die
wichtige Anbindung nach Kassel zu stärken, streben wir langfristig einen 30-
Minuten-Takt an. Mittelfristig wollen wir einen klimaneutralen Betrieb auch auf
der Eisenbahn erreichen. Dabei kann eine (Teil-)Elektrifizierung der Strecken in
Kombination mit Batterieeinsatz oder auch der Einsatz emissionsfreier
Wasserstoffzüge sinnvoll sein. Die Reaktivierung der Linie Korbach-Frankenberg
hat gezeigt, dass das Potential der Bahn unterschätzt wurde. Daher muss eine
Wiederinbetriebnahme und Renovierung der Bahn nach Battenberg-Allendorf
vorangetrieben werden. Insbesondere sollte an eine direkte Verbindung nach
Marburg gedacht werden. Dann könnten die Züge aus Battenberg und Korbach in
Frankenberg zusammengekoppelt werden und von dort nach Marburg fahren.
Der AST-Verkehr stellt neben den regionalen Buslinien und den Zügen der
Kurhessenbahn eine wichtige Säule des Öffentlichen Personennahverkehrs dar. Gute
Taktung auch in die Rand- und Wochenendzeiten hinein sind entscheidend für die
Nutzerfreundlichkeit. Wir werden eine Modernisierung des AST-Verkehres prüfen.
Hier ergeben sich neue Möglichkeiten durch die Digitalisierung und neue
Rahmengesetzgebung. So können modernere, bedarfsangepasste und
nutzerfreundlichere Bedienformen entstehen.
Die Radwegesituation ist in den meisten Orten, aber auch außerorts schlecht.
Viele Radfahrenden fühlen sich unsicher. In 2019 wurde vom Landkreis nicht ein
einziger Meter neuen Radweges gebaut. Wie in unserem Antrag „Sicher Radfahren in
Waldeck-Frankenberg“ gefordert, sind bei wesentlichen Baumaßnahmen an
Kreisstraßen Radwege mit anzulegen. Die durch unseren Landkreis laufenden
Fernradwege sind dringlich zu verbessern. Sand- und Schotteroberflächen
entsprechen keineswegs den geforderten Qualitätsstandards.
An unseren Kreisstraßen hat die Pflege der Seitenstreifen und der Rückschnitt
von Gehölzen mit Rücksicht auf die Natur zu erfolgen. Rigorose Abholzaktionen
über lange Strecken von HessenMobil sollten sich nicht wiederholen. Vor größeren
Aktionen ist Einvernehmen mit der Naturschutzbehörde herzustellen.
Für die Mitarbeiter des Landkreises streben wir ein Job-Ticket an, wie es
bereits jetzt für Bedienstete des Landes gilt.
TOURISMUS
Waldeck-Frankenberg ist mit seinen 3,2 Millionen Übernachtungen die bedeutendste
Tourismusregion in Hessen. Eine besondere Stärke sind die vielen erfolgreichen
Gastgeber und Gastgeberinnen, die wir in ihrer Arbeit unterstützen wollen.
Die Gästekarte „Meine Card Plus“, mit der Urlauber viele Freizeitangebote und
den öffentliche Verkehrsmittel im Landkreis kostenlos nutzen können, ist auf
eine noch breitere Basis zu stellen. Diesen Service sollen mehr Betriebe ihren
Gästen anbieten.
Insbesondere der Campingtourismus boomt. Auch in diesem Bereich hat Waldeck-
Frankenberg bereits viel zu bieten. Gemeinsam mit den Gastgebern und
Gastgeberinnen wollen wir die Qualität der Angebote in der Breite erhöhen.
Wir werden die Hoteliers und die Gastronomie mit den Erzeugern regionaler
Produkte zusammenbringen und stärker vernetzten.
Unsere Naturparke stehen im harten Wettbewerb mit anderen Regionen Deutschlands.
Sie sollen sich mehr für den Erhalt einer reichen Natur- und Kulturlandschaft
einsetzen. Bloßes Marketing reicht nicht, wenn die letzten Blühwiesen im Upland
unter Gülle ersticken oder Maisäcker dominieren.
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